Der Pudel und sein Image

Als ich vor gut 3 Jahren auf der Suche nach einem zweiten Hund war, wusste ich eines genau –
jede Rasse nur keinen Pudel. Die sind sooo hässlich!

Heute, nachdem ich seit gut einem Jahr doch einen Pudel habe, frage ich mich, warum ist ausgerechnet diese liebenswerte Rasse so verkannt? Der Pudel hat ein Imageproblem wie kaum eine andere Hunderasse.
Dies drücken Zahlen aus, die der Verband für das deutsche Hundewesen erfasst: Wurden 1996 rund 3000 Pudelwelpen in Deutschland gezüchtet, waren es 2005 nur noch ca.1800 Tiere.
Keine Nachfrage???

Ich habe Verwandte und Bekannte, die mir sagten:
„Was - Du mit einem Pudel!? Das ist das Letzte, was wir uns vorstellen können.“
Wie heißt es so schön: Herr und Hund sollen sich ähneln.

Und wie an jedem Spruch ist auch hier ein kleines Stückchen Wahrheit dran.
Bin ich nicht eher der Typ Hundehalter, der mit seinem Hund stundenlang durch Feld und Wald streift
und dazu einen Pudel .... “grübel – grübel“!?

Allerdings hat der Pudel viele Seiten. Nur sind einige davon verloren gegangen. Ursprünglich war der Pudel ein Wasserjagdhund mit gutem Jagdtrieb. Diesen Jagdtrieb haben die Pudel auch heute noch. Wer behauptet, Pudel haben keinen Jagdtrieb, lügt. Allerdings ist dieser Jagdtrieb sehr leicht zu kontrollieren. Man darf sich nicht den typischen Jagdhund vorstellen, der bei der kleinsten Spur, die er findet, auf und davon ist.
Bei meiner Chira kann ich sehr gut beobachten, dass sie beim Spaziergang in Feld und Wald ganz plötzlich mit tiefer Nase eine Spur aufnimmt oder die typische Vorstehhaltung einnimmt, wenn sich im Gebüsch was regt.

Eine andere Seite des Pudels ist, dass er unglaublich bewegungsfreudig, wendig und menschenbezogen ist, sich sehr leicht erziehen lässt und spielerisch neue Dinge lernt. Dies prädestiniert ihn geradezu für die verschiedensten Hundesportarten wie z. B. Agility, Dog-Dancing oder Trickdog.

Für alle, die mit Hundehaaren, ob nun allgemein beim Fellwechsel des Hundes oder gar mit Allergien, ein Problem haben, sei hervorgehoben:
Der Pudel haart nicht! Er hat kein Fell mit dichter Unterwolle, sondern ein lockiges Haarkleid bei dem keine Haare ausfallen. Es gibt mittlerweile viele Berichte von Allergikern, die aussagen, dass der Pudel der perfekte Begleiter für sie ist. Dazu werde ich eigene Erfahrungen sammeln. Einige Berichte findet man schon im Internet.

Und mit dem Haarkleid sind wir auch schon bei dem Imageproblem, welches der Pudel offensichtlich hat, angelangt.

Nicht das Haar an sich ist das Problem, sondern die zum Teil lächerlichen Frisuren, die man dem Pudel verpasst. Haare wachsen nun mal (so hat es die Natur vorgesehen) und müssen geschnitten werden.
Und da kommt jetzt der Mensch ins Spiel, der sich die verrücktesten Pudelfrisuren oder Details ausdenkt und zum Teil behauptet, das müsse so sein. Die Erklärungen erreichen ein oft recht spöttisches Maß.
Hierzu einige Aussagen, die ich auf der Leipziger Ausstellung bei Pudelzüchtern sammeln konnte:
Der ausrasierte Schwanzansatz - dies ist erforderlich um den korrekten Ansatz der Rute sehen zu können (wie machen das z. B. Collie-Besitzer?). Oder das kahl Rasieren der Pfoten - die Pudel stehen dann besser auf ihren Ballen. Mir ist keine Hunderasse bekannt, bei der man die Pfoten kahl rasiert, damit sie besser darauf stehen können. Die Haare an den Pfoten schützen die Ballen vor Nässe, Hitze, Kälte oder bestimmten Untergründen. Ich habe Chira die Pfoten auch schon rasiert und musste feststellen, dass sie sich hinterher immer tagelang daran knabbert. Kein Wunder, denn wenn die Stoppeln nachwachsen, fängt es an zu pieken auf der Haut und der Hund juckt sich. Jetzt lassen wir den Unsinn. Das Ausrasieren der Schnauze halten manche sogar für tierschutzwidrig. Immerhin werden dem Hund die Tasthaare, die ein Sinnesorgan darstellen, abgeschnitten. Eine Katze z. B. wäre ohne diese Haare verloren und hätte arge Gleichgewichts- und Orientierungsprobleme.
Natürlich benötigt das Pudelfell eine besondere Pflege. Es muss täglich gebürstet und auch regelmäßig (alle 6 – 8 Wochen) geschnitten werden, sonst verfilzt es. Das heißt aber keinesfalls, dass alle Pudel ohne die vom Pudelwesen vorgeschriebenen Schuren (Modeschur, Continental Clip, Puppy Clip usw.) ungepflegt sind. Mir sind mittlerweile eine ganze Reihe Pudel bekannt, die in einem topp gepflegten Zustand sind (davon konnte ich mich persönlich überzeugen!) und trotzdem nicht so aussehen wie sonst üblicherweise Pudel.

Ich selbst habe mich bei Chira nach Ausstellung und ZTP für eine Mischung aus Modeschur und natürlichem Haarwuchs entschieden. So kommen wir beide gut damit klar.
Ich kann die Schönheit des Pudels genießen, sie hat noch ihre Tasthaare und braucht nicht an den Pfoten zu knabbern.

Es gibt einen Spruch mit dem ich diesen Beitrag beenden möchte:

„Des Pudels Kern erkennen“

Wir sollten nicht immer nur auf das Äußere schauen,
sondern ab und zu auch mal hinter die Fassade.
Wir können das Image des Pudels verbessern und ihn als Familien-, Sport- und Begleithund des Menschen wieder ins rechte Licht rücken. Er hat es verdient.
Selbst seine Kritiker leugnen nicht seine Intelligenz und seinen besonderen Charme.








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